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2017-09-09

Mein Auslandssemester ist vorbei. Das Semester an der FH war es ja sowieso schon lange, aber inzwischen ist auch mein Urlaub anschließend in Kapfenberg zu Ende. Die letzte Wanderung ist gemacht, die letzte Person zum Abschied gedrückt. Es ist ein surreales Gefühl, dort nächste Woche nicht wieder zu sein. Das Leben dort ist in den letzten Monaten zum Alltag geworden und den habe ich genossen. Dass das Auslandssemester eine richtige Entscheidung war, ist selbstredend.

Die Zeit Kapfenberg war eine sehr gute. Das Studieren an der FH war dabei gar nicht das Wichtigste. Dies soll keine Floskel sein, die bedeutet, dass ich nichts getan habe. Nein, im Gegenteil. Durch meine Kurswahl habe ich vieles gelernt und mich ein Stück weiter dorthin gearbeitet, zu wissen, was ich mal beruflich machen will (und was nicht). Das ist viel wert, schließlich bleibt mir gerade mal ein halbes Jahr, bis ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach "B.Sc. Johannes Nolte" nennen darf. Zumindest in Österreich, wo der akademische Grad immer, sei er für die Situation noch so irrelevant, aufgeführt wird.

Neben der fachlichen Weiterbildung habe ich mich aber auch persönlich weiterentwickelt. Ich bin aufgeschlossener gegenüber unbekannten Situationen und Menschen geworden. Auch interkulturell habe ich, obwohl ich als Deutscher nach Österreich gegangen bin, einiges mitgenommen. Ich habe gelernt, wie eine finnische Umarmung geht, dass Ahornsirup-Popcorn nicht wirklich kanadisch ist und kann einfach einen Haufen internationaler Anekdoten erzählen. Das ist ein schönes und bereicherndes Gefühl. Meine Erwartungen wurden erfüllt und oft übertroffen.

Ebenfalls habe ich in Kapfenberg gute Freunde gefunden, das ist eine schöne Sache. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie noch mal besuchen werde. Das ist ein Vorteil an einem innereuropäischen Auslandssemester: Man kann (verhältnismäßig einfach) noch mal hinfahren. Oder sich besuchen lassen. Zu den österreichischen Freunden kommen natürlich auch noch die internationalen Kommilitonen meines "Incoming-Jahrgangs" an der FH Joanneum. Ich habe jetzt Adressen in zum Beispiel Finnland und Kanada und kann mir durchaus vorstellen, dass daraus mal gegenseitige Besuche oder zumindest nicht mit der Abreise beendeter elektronische Kontakte werden könnten.

Eine Frage, über die ich in den letzten Wochen noch nachgedacht habe, ist, ob es besser ist in Österreich oder in Deutschland zu leben. Ganz allgemein gesehen. Eine Frage, auf die es wohl keine Ein-Wort-Antwort gibt. Entscheidender Punkt ist wahrscheinlich, wo man geboren ist. Ich denke, Österreicher sind im Durchschnitt wesentlich stolzer darauf Österreicher zu sein, als Deutsche stolz sind Deutsche zu sein. Aber lieber Deutsche als Österreicher sind die Deutschen schon. In meiner Zeit in Österreich sind mir durchaus einige Dinge aufgefallen, die in Österreich besser sind. Viele Probleme wie z.B. eine (absolut) hohe Zahl armer Menschen in der Bevölkerung, die das große Deutschland hat, sind hier (außer vielleicht in Wien) fast nicht vorhanden und allgemein lebt es sich als kleinerer Staat etwas entspannter. Weltpolitisch kann man so einiges ignorieren und innenpolitisch kommt man mit 8,7 Millionen Menschen und einer weniger als halb so hohen Bevölkerungsdichte wie in Deutschland schon klar. Auch wenn die Medien und Politik anderes erzählen. Damit wären wir bei den nicht so tollen Sachen. Die Gesellschaft in Österreich steht politisch schon deutlich weiter rechts als in Deutschland. Panikmache hier, Panikmache da, das muss nicht sein. Was mir im Vergleich zwischen Köln und Kapfenberg auffällt, ist natürlich, dass eine Großstadt viel mehr zu bieten hat. Das möchte ich durchaus nicht wieder hergeben und bin so froh, aus Köln zu stammen. Aber würde ich vom österreichischen Land kommen, würde ich das wahrscheinlich anders sehen. Fassen wir zusammen: Alles hat seine Vor- und Nachteile. Aber auch Gemeinsamkeiten in vielen Lebensbereichen, das habe ich ja z.B. hier in meinem Essay für den "Austria - People and Culture" Kurs bereits erwähnt.

Und wieder zurück zu meinem Auslandssemester: Selbstverständlich möchte ich mich in diesem letzten Beitrag auch noch bedanken. Die Mitarbeiterinnen International Offices, die Dozenten und Mitarbeiter der FH Joanneum sowie die Kapfenberger Studenten, die sich zum Beispiel als Tandempartner für Incomings engagieren, haben meine Auslandssemester bereichert und erst zu dem gemacht, was es war.

Was mir nun bleibt, ist die schöne Erinnerung an ein tolles halbes Jahr, die daraus gezogenen Bereicherungen und wie schon erwähnt der schöne Gedanke, dass es dann doch nicht soo weit weg ist. Allgemein kann ich jedem Studierenden ein Auslandssemester, egal wohin, nur empfehlen. Auch wenn es etwas Überwindung kostet, die ist es wert.

Ach ja, eine Sache fehlt noch: Danke an euch! Es hat mich echt sehr gefreut, so viel positives Feedback zu meinen Blogbeiträgen zu bekommen. Zum Berichterstatten gehören immer zwei und es hat mich sehr gefreut, dass ihr auf der Leser-Seite standet.

Euer Johannes

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